Pinzolo

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Der Name Pinzolo ist der Überlieferung nach mit dem Fluss Sarca verbunden, der das alte Dorf Baldino bei einem Hochwasser überschwemmte und dabei nach einer Version nur eine „Pinza“ (Ecke) dieses Landflecks verschonte, nach einer anderen Version, nur eine einzelne Pinie (pin sol). 

Pinzolo liegt in der Talsohle zwischen majestätischen Bergen und in der Nähe des Mündungsbereichs der beiden größten Flussarme des Sarca (Sarca di Genova und Sarca di Campiglio), an der Stelle, an der die Schwemmlandebene ihre größte Ausdehnung erreicht. Bereits zu Beginn des Jahrhunderts ein berühmtes Zentrum des Bergtourismus, dehnte es sich in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg städtebaulich aus, bis es die gesamte Talebene von Giustino bis Carisolo umfasste. Es ist im Winter und im Sommer ein beliebtes Reiseziel und Ausgangspunkt für Aufstiege und Wanderungen in der Adamello-Presanella-Gruppe, in den Brenta-Dolomiten und im Naturpark Adamello-Brenta.

Auch die Holzindustrie und das Kunsthandwerk, der Handel, die Viehzucht und die Lebensmittelindustrie erleben einen Boom.

Die mittelalterliche Geschichte kennt Pinzolo aus den schriftlichen Aufzeichnungen über seine wirtschaftliche und religiöse Geschichte und vor allem durch die Anwesenheit einer der ersten Compagnie dei Battuti (aus Laien bestehende religiöse Orden) im Trentino. Das Stadtarchiv von Pinzolo bewahrt eine neuere Version des Statuts der Bruderschaft auf, die jedoch einen viel größeren und konkreteren Kern an Zeugnissen der Aufrichtigkeit und des Eifers, der sie inspirierte, hinterlassen hat. Die Battuti waren eine Ordensgemeinschaft von Laien, die sich einer Spiritualität widmeten, die aus langen Gebeten, strengen Bußübungen und sozialer und karitativer Arbeit bestand.

Im Jahr 1823 wurde in Pinzolo eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des Risorgimento im Trentino geboren, Nepomuceno Bolognini. Er gründete 1882 in seiner Heimatstadt den SAT - Società Alpinisti Tridentini, einen Alpenverein im Trentino, und vertiefte und verbreitete das Wissen über die Geschichte und die Folklore von Pinzolo. Im Einklang mit der touristischen Berufung und der Verbundenheit mit den Bergen wurde hier 1952 dank der Arbeit von Angiolino Binelli das erste italienische Bergrettungskorps eingerichtet.

Das Gebiet des Adamello war einer der wichtigsten Schauplätze des Ersten Weltkriegs, der das Dorf Pinzolo weder in Bezug auf die Opfer noch auf die Gefahren und Schwierigkeiten verschonte. Die Armut im gesamten Val Rendena und in Pinzolo veranlasste viele seiner Bewohner, vor allem zu Beginn des Jahrhunderts, ihr Land zu verlassen und auf der Suche nach Arbeit und etwas Wohlstand auszuwandern. Den Scherenschleifern von Pinzolo, den sogenannten „Moléte“, die mit ihrem Schleifstein durch die Welt reisten, um Messer und Klingen zu schärfen, wurde 1969 am Eingang des Dorfes ein Denkmal errichtet.

Zum Gemeindegebiet gehören auch die Ortsteile Sant'Antonio di Mavignola (1120 m) und Madonna di Campiglio.

Sehenswürdigkeiten

Kirche San Vigilio Auf der Fassade der aus dem 10. Jahrhundert stammenden Kirche San Vigilio in Pinzolo ist eine der herausragendsten Fresken des Tals und vielleicht sogar des gesamten Alpenbogens zu sehen. Das Werk besteht aus einem langen aber geordneten Gemäldezyklus, der verschiedene Persönlichkeiten der mittelalterlichen Gesellschaft darstellt, die alle in ihrer echten Größe beim „Tanzen“ mit Skeletten die fuer den Tod stehen und von einem Pfeil durchbohrt dargestellt sind: einen Totentanz - „Danza Macabra”. Die gerichtete Botschaft handelt von der Unausweichlichkeit des Todes und dessen unparteiisches Vorgehen. Überall in der Freske weisen Symbole auf die Vergänglichkeit der irdischen Dinge und den unerbittlichen Lauf der Zeit hin.
Der gesamte Zyklus, einschließlich der zum Teil verloren gegangenen, darunter gelegenen Gemälde mit Darstellung der sieben Todsünden, wurde 1539 von Simone II Baschenis geschaffen, zusammen mit den Innendekorationen, insbesondere der gesamten Apsis, auf deren Wände der Maler 26 Geschichten aus dem Leben des Heiligen Vigilius verewigt hat.
In anderen Bereichen der Kirche findet man Spuren der früheren Arbeit anderer Familienmitglieder, die gegen Ende des 15. Jahrhunderts vollendet wurden, wie zum Beispiel die von Dionisio (1493 geboren) verzierten Außenlünetten der Seitentüren, in denen der Heilige Vigilius und der tote Christus zwischen der Mutter Gottes und dem Heiligen Johannes dargestellt wird.

Scherenschleiferdenkmal und Viale TrentoDas Scherenschleiferdenkmal aus dem Jahre 1969 heißt die über die Hauptstraße im Ort eintreffenden Besucher im wahrsten Sinne des Wortes willkommen. Das Werk des Franziskanermönchs Silvio Bottes stellt einen Scherenschleifer realistisch beim Schleifen von Messern mit dem typischen, pedalbetriebenen Schleifgerät dar. Das Denkmal wurde auf Veranlassung vieler aus dem Val Rendena stammender Scherenschleifer in Auftrag gegeben, die in der ganzen Welt verstreut sind, und mit Hilfe ihrer Spenden angefertigt; es erinnert an das alte Handwerk und zollt der Geschichte dieser Scherenschleifer und all denjenigen Respekt, die wie sie mehr oder weniger vom Glück begünstigt diese Erfahrung gemacht haben.
Auf dem nahem Gehweg entlang vor dem Park „Cicliamino“, bildet ein Pfad aus 92 Granitfliesen mit den Namen der Länder und Städte der Welt, in denen Emigranten aus dem Val Rendena ihr Glück gesucht haben, die sogenannte „Passeggiata dell‘Emigrante“ (deutsch: Spaziergang des Emigranten).

SAT-Denkmal – Nepomuceno BologniniIm Park „Ciclamino“ steht vor der Stadtbibliothek das Denkmal für Nepomuceno Bolognini, eine bedeutende Persönlichkeit aus dem Val Rendena; er engagierte sich stark für die Kultur und Entwicklung der Region und für die von ihm gegründete SAT (Alpenverein des Trentino). Das Denkmal besteht aus einer Basis mit Granitplatten, aus der fast „explosionsartig“ zwei große Elemente aus Kupfer bildlich nach oben hervorschießen. Diese Elemente stellen Nepomucenos Liebe zu seiner Heimat und Kultur dar. Das Werk entstand auf Veranlassung des Bürgermeisters von Pinzolo, Carmelo Binelli, und wurde von einem Künstler aus der Region - Ivo Maria Bonapace - angefertigt und 1972 zum 100. Jubiläum der 1872 in Madonna di Campiglio gegründeten SAT (Società degli Alpinisti Tridentini) mit feierlicher Zeremonie eingeweiht.

Bergführer
denkmal
Auch in Pinzolo gibt es ein Bergführerdenkmal: ein großer zerklüfteter Granitfels aus dem Val Genova; er stellt das Gebirge dar, Schauplatz von Entdeckungen, Heldentaten, aber auch Umfälle (nicht ohne Grund sind neben dem Denkmal die Namen der Bergführer verzeichnet, die bei ihrer Tätigkeit ums Leben gekommen sind). Das vom Bergführer und Bergsteiger Clemente Maffei Guerèt ausgewählte Werk von Pinzolo steht im Park „Ciclamino“ neben der Stadtbibliothek

Adamello Collini-DenkmalEbenfalls im Park „Ciclamino“ befindet sich das Adamello Collini, einem der ersten Bergführer, gewidmete Denkmal; er lebte im Tal und trug dazu bei, dass der Bergsteigersport dort Fuß fasste. Das Denkmal wurde 2013 eingeweiht und besteht aus einem großen Granitblock, auf dem die Büste von Adamello und eine Gedenktafel angebracht sind. In den Jahren des zweiten Weltkriegs nutzte er seine Kenntnis der Berge, um Dutzenden von deutschen Deserteuren, Flüchtlingen und Gefangenen zu ihrer Rettung zu verhelfen, indem er sie von seiner Berghütte zur Schweizer Grenze führte. Er wurde jedoch entdeckt und in das Konzentrationslager von Melk in Oberösterreich gebracht; dort starb er am 12. Februar 1945 nur wenige Wochen vor der Befreiung.

Friedhof von CampicioiDie Geschichte dieses kleinen, an der nach Prà Rodont hinaufführenden Straße gelegenen Friedhofs von Campicioi beginnt im Jahre 1916, als das österreichisch-ungarische Militärkommando die Gemeinde Pinzolo bei seinem Aufenthalt in der Gegend um ein Gebiet bat, in der es seine Gefallenen begraben konnte. Daraufhin wurden auf dem Camposanto Soldaten begraben, die an der Adamello-Front gefallen waren oder auch von Zivilfriedhöfen und anderen Soldatenfriedhöfen überführt wurden. Im Jahr 1922, einige Jahre nach Kriegsende, ging der Friedhof erneut in das Eigentum der Gemeinde Pinzolo über und wurde weiter für seinen ursprünglichen Zweck verwendet; insgesamt ruhen hier 298 Leichname. Nach 1924 wurden auf Antrag der betroffenen Familien die ersten Leichname exhumiert und zu anderen Friedhöfen gebracht. Der Friedhof bestand noch einige Jahre lang weiter, bis er in den Sechzigerjahren infolge von Bauarbeiten in jener Gegend verloren ging. Der Wille zur Rückgewinnung dieses wichtigen Teils ihrer Geschichte beharrte jedoch in der Gemeinde Pinzolo; im Herbst 2014 stellte sie den Friedhof etwas oberhalb des ursprünglichen Standorts durch Rekonstruktion der kleinen Kapelle aus Holz, der Umzäunung und der Kreuze anhand von Fotos aus jener Epoche wieder her.

Cappella di San GerolamoDer Ursprung dieser kleinen, aber charakteristischen Kapelle ist nicht genau geklärt, aber man weiß, dass ihr Bau anfangs auf die Mönche des Hospizes von Campiglio zurückgeht (und sie daher frühestens im 12. Jahrhundert errichtet wurde); die Mönche nutzten sie als „Talzweigstelle“ des größeren Klosters Santa Maria. Man weiß nicht, ob es zuerst die kleine Kapelle oder das umliegende Dorf Baldino gab (das im Laufe der Jahrhunderte vom nahegelegenen Pinzolo eingeschlossen wurde), denn auch der Ursprung der Ortschaft ist unbekannt, obwohl mit Sicherheit dem Mittelalter zuzuordnen. Schriftstücke aus dem 16. Jahrhundert dokumentieren eine Restaurierung der Kapelle, die damals noch den Mönchen gehörte und ein Jahrhundert später mit dem vergoldeten hölzernen Altar geschmückt wird; auf dem Altar dargestellt sind der Heilige Hieronymus beim Schreiben der Bibel und die Schmerzensmutter. Die kleine Kirche blieb bis 1825 bestehen; dann wurde sie vom Trienter Bischof außer Betrieb genommen, da es niemanden mehr gab, der sie hütete, und auch keine religiösen Zeremonien mehr dort abgehalten wurde.

Gemälde des TrentiDer aus der Region stammende Künstler Sergio Trenti hat eine enorme Menge an Werken hinterlassen, darunter Gemälde, Drucke, Zeichnungen und Fresken in seinem einzigartigen, unverwechselbaren Stil mit großen und knochigen menschlichen Figuren „ohne Gesicht“. Seine Werke wurden im gesamten Val Rendena und in den Judikarien hoch geschätzt und erlangten aufgrund ihrer Originalität und ihrer Beschäftigung mit der Geschichte, der Kultur und den Traditionen des Tals sogar internationale Bekanntheit. 

In Pinzolo ausgestellt sind „La filatrice“ (in Casa Manzoni, eine Frau beim Spinnen darstellend), „La rugia“ (Freske im Bezirk Baldino mit dem antiken künstlichen Kanal, der von der Sarca abgezweigt und durch den Ort geführt wurde, um viele kleine Handwerksbetriebe mit Wasserkraft zu versorgen) und „La cort dai sèt pachè murtai“ (ebenfalls in Baldino, die sieben Todsünden des Menschen darstellend). Ausserdem „il Spizuclun“ (auf de Haus Maturi in via Carè Alto), „ Il Carrettiere” am Bar Egal und auf dem Haus des Kindergarten von Pinzolo.

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