Campiglio und die Habsburger

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Geschichte von Madonna di Campiglio in Häppchen 

Gianbattista RighiMadonna di Campiglio, auf 1.550Mt. in der wunderschönen Talsohle zwischen der Brenta Dolomiten Gruppe und den Gletscher des Adamello und der Presanella gelegen, wird in der Hälfte des 19. Jahrhundert dank Gianbattista Righi, ein Mann mit großem Unternehmergeist aus Strembo, ein Touristenortschaft.

das Hospiz1868 erwarb er die Pacht über das Hospiz von dem Kapitel der Kathedrale von Trient, und zwar für 40.000 Gulden, um die Klosterzellen in Zimmer umzubauen, in denen die ersten Bergsteiger-Pioniere übernachten konnten. Righi hatte also beschlossen, aus dem Hospiz ein Gebirgshotel zu machen.

1875 ließ er mit großer Besonnenheit, aber gleichzeitig mit einer guten Dosis Pioniergeist die Verbindungsstrasse zwischen Pinzolo und Campiglio bauen; damals war Campiglio nur über einige Wege erreichbar, die verbreitert wurden, damit die Maultiere auf ihnen gehen konnten. Die Strasse, von der aus man einen herrlichen Blick auf den Brenta hatte, verlief entlang des linken Ufers vom Sarca; im Wagen brauchte man drei Stunden, praktisch genau so lange wie zu Fuß.
  
Von Raimondo bis 1800Der Hospiz - aus dem Lateinischen hospes (Gast) - den Righi kaufte, wurde am Ende des 12. Jahrhundert von Raimondo errichtet.

Raimondo war ein Laie, der von geistigen Qualen gepeinigt war. Um seinem Leben einen neuen Sinn zu geben, erwählte Raimondo Campiculus - so der alte Name - als seine Bleibe, eine Ort inmitten der wilde Natur, an dem mehr Tiere als Menschen lebten und mehr Banditen als Arbeiter vorbeikamen. Der Name selbst deutet auf die Beschaffenheit dieses Ortes hin: ein kleines Feld (campiculus), das nur schwer zu erreichen war, wo ein raues Klima herrschte und das hoch oben zwischen zwei Täler lag, dem Val Rendena im Suden und dem Val di Sole im Norden.

Raimondo errichtete in campei ein Gebäude, in dem er ein Hospiz - aus dem Lateinischen hospes (Gast) - gründete, wo er Wanderer aufnahm, die an diesem Pass vorbeizogen, für die Aufnehmen von Fremden, Händler die die hohen Zölle vermeiden wollten, die entlang des Etschtals erhoben wurde und schlugen deshalb den gefährlichen und unebenen Weg ein, der zum Pass von Campiglio führte. Schon bald zog er weitere Laien und andere Menschen mit derselben geistigen Konflikten an diesen Ort.

Eine schwere Krise in der Geschichte des Klosters von Campiglio ereignete sich 1426, bis zum Niedergang der religiösen Einrichtung in Campiglio. 1515 wurden die Mönche dann auch mit einem kanonischen Akt entlassen; es wurde so das Ende einer mittlerweile überholten, nicht mehr mit den Erfordernissen der Zeit Schritt haltenden Einrichtung rechtlich bestätigt. Der Untergang erfolgte schrittweise.

Für Campiglio begann die dunkle Zeit seiner Geschichte, die mindestens bis zum Jahr 1706 anhielt, als das Kloster auf Anweisung des Fürstbischofs in die Guter der Kathedrale von Trient einverleibt wurden und fortan von einem Kanoniker an den nächsten übergeben wurde...

Franz Joseph Österreicher und prinzessin SissiFranz Joseph Österreicher hatte in seinem Grand Hotel in Trento Giambattista Righi kennen gelernt, von dem er sicherlich eine ausführlich Beschreibung der Schönheit und des Zaubers von Campiglio erhalten hatte. Österreicher erwarb dieses Vermögen 1886 nach Verhandlungen mit den Erben von Righi.

Man erzählt, dass Österreicher der uneheliche Sohn des gleichnamigen österreichischen Kaiser und einer bayerischen Kellnerin war. Er machte anderseits aus Campiglio einen in ganz Europa bekannten Ort.

1889 und 1894 erlebte Campiglio die Anwesenheit des österreichischen Kaiserhauses, und zwar in Person des Kaisers Franz Joseph und Prinzessin Sissi. Das Kaiserpaar unternahm zahlreiche Ausflüge in die Umgebung und war begeistert von der herrlichen Landschaft. Die Familie Österreicher blieb in Campiglio bis 1955, als seine Besitze langsam an den Unternehmer der Lombardei verkauft wurden.


Der Habsburger Karneval

Die Habsburger in CampiglioZu Beginn seiner Geschichte als renommierter Alpentourismusort konnte sich Madonna di Campiglio einen wahrlich „königlichen“ Einstieg zunutze machen, als hier in den letzten Jahrzehnten des 19. Jh. zu zwei Anlässen, 1889 und 1894, Mitglieder des habsburgischen Kaiserhofs und andere illustre Vertreter des europäischen Adels zu Gast waren.

Sissi, Franz Joseph und der habsburgische Karneval
Vor allem Prinzessin Elisabeth von Wittelsbach, die berühmte „Sissi“ und Kaiser Franz Joseph hinterließen in Campiglio und seinem Tal noch heute lebendige, tiefe Erinnerungen anlässlich ihrer Aufenthalte, bei denen sie abwechselnd Wanderungen zum Brenta-Gipfel in Begleitung einheimischer Bergführer machten und prächtige Empfänge in den Sälen des „Stabilimento Alpino Des Alpes“ gaben. 

Ausgehend von dieser königlichen Vergangenheit bietet Madonna di Campiglio bereits seit über 20 Jahren im Rahmen des „Habsburger Karnevals von Madonna di Campiglio“ mit historischen Festen und fröhlicher Unbeschwertheit ein originelles „Revival“ dieser besonderen Atmosphäre.

Während dieser Feierlichkeiten ist es daher normal, auf den Plätzen und Promenaden im Herzen von Campiglio dem gesamten habsburgischen Hof zu begegnen, berittene Husaren vorbeireiten zu sehen, einer klingelnden Troika mit kostümierten Damen Platz zu machen, auf den Skipisten Damen und Skifahrer in historischen Gewändern anzutreffen, aber auch köstliche Wiener Mehlspeisen zu kosten, an einem Kostümball im renommierten Salon Hofer in Begleitung des habsburgischen Hofes und umgeben von Damen in prächtigen Abendkleidern und Edelmännern in glänzenden Uniformen untermalt von Strauss-Walzern und -Polkas, teilzunehmen.

Der Salon Hofer

Und hier ein paar Hinweise, um den Salon Hofer näher kennenzulernen.
Hier sind wir an einem Ort, der einer der Anknüpfungspunkte zwischen Madonna di Campiglio und seiner Geschichte ist, von der Gründung einer Pilgerherberge über ein Marienheiligtum bis hin zu seiner Entwicklung als Fremdenverkehrsort.

Grand Hotel des AlpesIm Jahre 1868 erwarb Gianbattista Righi die Pilgerherberge, um sie in ein Bergzentrum umzuwandeln. 1882 starb Righi und seine Erben verkauften 1886 den Besitz an Franz Josef Österreicher, der eine Generalsanierung der Anlage von Righi vornahm, um sie in ein hochkarätiges Hotel umzubauen: So entstand das Grand Hotel Des Alpes.

Der Maler Gottfried HoferIm Jahr 1896 wird der Maler Gottfried Hofer mit der Gestaltung des Speisesaales betraut. Ausgebildet zum Jugendstil jener Zeit mit seinen reichen Blumenmotiven und schlanken, zarten Formen verwirklicht Hofer ein Gemälde, in dem er sich die Erscheinung der Muttergottes vor den einheimischen Hirten auf den Spinale-Gipfeln vorstellt.

Von diesem Gipfel, mit dem er sich besonders verbunden fühlte (hier ließ er eine Hütte bauen, in die er sich zum Malen zurückzog), ließ er sich für die Aussicht auf die Brenta-Gipfel inspirieren.
Unter dem Gemälde, wo zwei Engel zu sehen sind, stand einst eine Büste von Kaiser Franz Joseph. 1897 malte Hofer das Bild der Kaiserin Elisabeth.

Das Gemälde mit der Erscheinung der Muttergottes auf dem Spinale ist von Bedeutung, weil dessen Titel der erste Beleg für den Namen dieses Ortes ist, Madonna di Campiglio, der später in einer Monographie eben Madonna di Campiglio gewidmet wurde, die 1900 von einem Arzt aus Arco, Maximilian Kuntze, verfasst wurde und auf deren Umschlag Zeichnungen von Hofer zu sehen sind.

DIE IN DEN BERGEN WIEDER ERSCHIENENE MUTTERGOTTES

Am Freitag, den 13. Juli 2007 um 18.00 Uhr fand im Salon Hofer des Hotels Relais Des Alpes in Madonna di Campiglio die Zeremonie für die Präsentation des Gemäldes «La Madonna di Campiglio» von Gottfried Hofer statt, dem großen Gemälde, das über 20 Jahre «verschwunden» und hinter einer Kulisse versteckt war und jetzt wieder zu sehen ist.

«La Madonna di Campiglio» von Gottfried Hofer ist seinen Bergen wieder erschienen und die jüngere Geschichte des Ortes, der den Brenta-Dolomiten gegenüber liegt, hat ein wichtiges Stück wieder gefunden. Das riesige Gemälde (7,5 x 4 m) zeigt die Muttergottes von Campiglio mit Kind, das von drei jungen Hirten Gaben entgegennimmt.

Der Maler Gottfried Hofer

Eklektischer KünstlerEin einzigartiger Maler und begeisterter Wanderer; ein eklektischer Künstler, der methodische Studien mit unterschiedlichen künstlerischen Erfahrungen vereint; ein Naturkenner und aufmerksamer Beobachter von Pflanzen, Tieren und Orten. Das ist Gottfried Hofer, geboren 1858 in Bozen und 1932 in Sills im Engadin gestorben.

Ein WanderlebenEin Wanderleben: Von Paris nach Rom, von Bremen nach Berlin und nach Madonna di Campiglio, wo der Maler viele Jahre hindurch mit seiner Familie den Sommer verbrachte und einige seiner wichtigsten Werke schuf. Von den Hauptstädten Europas, von den Villen prominenter Persönlichkeiten jener Zeit und vom Hof der Habsburger zu den Weiden des Val Rendena und zur Stille einer kleinen Hütte am Monte Spinale, die auch heute noch nach ihm benannt ist.

ElitetourismusDas sind die Jahre des 20. Jh., in denen die Brenta-Dolomiten dem späteren Massentourismus die Türen öffnen: Der Tourismus der schönen germanischen Welt, als der Tourismus noch elitär war. Das Schicksal von Madonna di Campiglio verdankt viel dem Maler Gottfried Hofer, der geschätzter und unternehmungsfreudiger Vorsitzender des Verschönerungsvereins war. Hier verstrickte sich sein Leben als Person, Künstler und Mensch mit dem der Höfe und Persönlichkeiten jener Zeit.

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